Côte d’Azur
Dienstag, 9. Mai 2023 Abbaye du Thoronet - Saint Tropez
Von unserem Domizil in der Provence aus unternehmen wir einen Ausflug an die Côte d’Azur.
Wir entscheiden uns für die zeitlich etwas längere Strecke über Landstraßen und werden mit reizvollen Landschaftsimpressionen belohnt. Immer wieder tauchen kleine Dörfer auf, die häufig auf Felsplateaus thronen. Besonders malerisch liegt der kleine Ort Cotignac, für den wir auf einer anderen Reise Zeit einplanen wollen.
Einen Zwischenstopp legen wir bei der Abbaye du Thoronet ein. Die Abtei aus dem 12. Jh. hatten wir bei einem Besuch 2009 nur sehr oberflächlich besichtigt. Heute haben wir hierfür etwas mehr Zeit eingeplant.
Schließlich handelt es sich um das älteste und kleinste Zisterzienserkloster in der Provence. Es kann aber durchaus mit seinen beiden Schwestern Senanque und Silvacane mithalten. Die schmucklose Anlage ist in einem sehr guten Zustand.
Bemerkenswert an der Abbaye du Thoronet ist der wunderschöne Kreuzgang mit einem Brunnenhaus (dies erinnert uns ein wenig an das Kloster Maulbronn).
Eine Treppe führt herauf zum Schlafsaal der mit der dreischiffigen Kirche verbunden ist. Abgesehen von einigen Freskenresten in den Absiden und den erst nachträglich eingebauten Fenstern ist auch die große Kirche ganz schlicht. Von der Dachterrasse oberhalb des Kreuzgangs hat man einen sehr schönen Blick auf das Klosterensemble. Auch die rekonstruierten Auẞenanlagen sind eine Besichtigung wert. Sehr zu empfehlen ist die angebotene Audioguide-Führung, die sehr gut die Geschichte des Klosters und auch das spartanische Leben in einem Zisterzienserkloster vermittelt.
Auch die weitere Fahrt genießen wir sehr. Langsam nähern wir uns der Côte d’Azur.
Am frühen Nachmittag erreichen wir Saint Tropez und sind äußerst überrascht, was hier an einem Dienstag in der Nebensaison los ist. Bereits auf der Zufahrtsstraße kamen wir nur im Schritttempo voran.
Der alte Hafen liegt malerisch in der Bucht. Zahlreiche Yachten von klein bis riesig liegen hier (äußerst gepflegt) vor Anker. So schlendern wir ein wenig an der Promenade entlang und bewundern die ansprechenden Auslagen in den vielen kleinen Boutiquen.
Etwas Ruhe bietet der Besuch im Musée de l‘Annonciade. Das 1922 gegründete Kunstmuseum von Saint-Tropez erinnert daran, dass Saint-Tropez Anfang des 20. Jahrhunderts dank Paul Signac, der 1892 mit seiner Yacht Olympia in der Stadt anlegte, eine der aktivsten Brutstätten der malerischen Avantgarde war. Signac war von Saint Tropez begeistert, kaufte ein Haus und lud zahlreiche Maler wie Cross, Matisse, Derain und Marquet ein, um hier zu arbeiten.
Werke berühmter Künstler wie Signac, Seurat, Matisse, Braque, Bonnard oder Vuillard gehören zum Bestand des Museums und zeigen häufig die Landschaft am Mittelmeer in farbenfroher Umsetzung. Dank Signac werden viele Motive des Pointillismus, gezeigt. Die überschaubare Sammlung ist sehr ansprechend präsentiert.
Nach einer Siesta besuchen wir abends erneut die Altstadt. Da es regnet sind die Gassen leer. Dadurch zeigt sich die eigentliche Schönheit der pittoresken Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen.
Abends speisen wir sehr gut im urigen Fischrestaurant „Le Petite Pointu“.
Mittwoch, 10.05.2023 Cannes - Vallauris - Golfe-Juan
Eine stürmische Nacht liegt hinter uns. Der Mistral hat die Regenwolken vertrieben und einen strahlend blauen Himmel gezaubert.
Auf der Küstenstraße schiebt sich erneut die Autoschlange nur im Schritttempo vorwärts (wie muss es hier erst in der Hauptsaison zugehen?). Immer mal wieder hat man einen schönen Blick auf das Wasser. Auf schmalen Strandabschnitten stehen die Liegen für Sonnenhungrige bereit. Es gibt auch einige Campingplätze direkt am Meer. Den Straßenlärm der gut frequentierten Küstenstraße muss man allerdings ausblenden, um es genießen zu können.
Reizvoller sind die weniger bebauten Küstenabschnitte. Hier gibt es zwar keine Strände, aber die Gebäude in Hanglagen versprechen einen wunderschönen Ausblick.
Herausragend ist die Küstenlinie am Fuße des Estrel-Massivs. Die Küste ist sehr zerklüftet. Immer wieder erheben sich rot leuchtende Felsformation aus den türkis leuchtendem Wasser. Einen besonderen Blick hat man am Pic du Cap Roux.
Mittags erreichen wir Cannes. Abgesehen von der Straße, die die direkt an der Promenade entlang verläuft, lädt die Stadt zu einem Bummel ein. Die Vorbereitungen für die Filmfestspiele (ab 17.5.) laufen auf Hochtouren. Vom Château de La Castre hat man einen schönen Ausblick auf den Hafen und die zu Füßen liegende Altstadt. Einen schönen Blick auf die Kulisse gibt est vom Hafen.
In Vallauris (nur wenige Kilometer von Cannes entfernt) wandeln wir auf Picassos Spuren. Der Künstler hat hier von 1948 bis 1955 gelebt und in der Töpferstadt seine Keramiken erstellt.
Auch wenn sich Pablo Picasso nur ungefähr ein Jahr lang auf die Töpferei konzentrierte, hat diese Zeit in Vallauris ihre Spuren hinterlassen. Pablo Picasso galt selbst als größter Kritiker jeder einzelnen Keramikfigur. Dennoch trug der spanische Maler deutlich zur Wiederauferstehung der künstlerischen Keramik in Vallauris bei und wurde 1950 zum Ehrenbürger der Gemeinde ernannt. In seinem Atelier kreierte Picasso ebenfalls eine Vielzahl von Gemälden und Skulpturen.
Im Musée national Pablo Picasso gibt es u. a. eine kleine Keramiksammlung zu besichtigen. Bemerkenswert ist die dem Picasso-Museum angeschlossenen Vorhalle einer Kapelle. Diese schmückt das gewaltige Wandgemälde „La Guerre et la Paix“ (Krieg und Frieden).
Auf dem kleinen Marktplatz gibt es zudem die von Picasso gestalte Bronzestatue „Mann mit dem Schaf“ zu bewundern, die seit dem 1950 den Platz verziert.
Nur zwei Kilometer entfernt liegt der Küstenort Golfe-Juan, wo wir für eine Nacht ein Quartier beziehen.
Donnerstag, 12.05.2023 Antibes - Vence - Tourettes-sur-loup
Heute fahren wir nach Antibes (73.000 Einw.) um weiter auf Picassos Spuren zu wandeln. Bereits bei der Ankunft sind wir positiv überrascht. Die drittgrößte Stadt an der Côte d'Azur, ist weniger touristisch. Dennoch hat Antibes einiges zu bieten. Die malerische Altstadt wird von einer Stadtmauer umgeben. Enge Gassen werden von vielen kleinen Geschäften gesäumt. Besonders schön ist die alte Markthalle zu Füßen des Schlosses. Neben Obst und Gemüse, Fisch und Fleischwaren werden unter einem Schmiedeeisernen Dach aus der Zeit um die Jahrhundertwende viele provenzalische Leckereien angeboten. Das Picasso-Museum (Musée Picasso Château Grimaldi) liegt etwas oberhalb der Altstadt. Das Schloss, dass (wie der Name schon sagt) einst der Familie Grimaldi gehörte, wurde 1945 zum Museum umgestaltet. Picasso, der 1946 das Angebot erhielt, einen Teil des Museums als Atelier zu nutzen, realisiere hier zahlreiche Werke. Erst 1966 änderte das Museum seinen Namen in Picasso-Museum und wurde damit das erste Museum, das sich einem Künstler noch zu seinen Lebzeiten widmet.
Als Dank an die Stadt, dessen Ehrenbürger er wurde, schenkte Picasso ihr 23 Werke. 1990 erhielt das Museum weitere Werke aus dem Nachlass von Picassos zweiter Ehefrau Jacqueline. Inzwischen weiter vervollständigt, gibt es eine äußerst umfangreiche Picasso-Sammlung. Aktuell gibt es als Sonderausstellung „Picasso 1969-1972: Das Ende des Anfangs“ zu sehen. Der Künstler war auch in seinen letzten Schaffensjahren überaus kreativ und schuf seine allerletzten Gemälde in kräftigen Farbtönen und meist großen Formaten mit vertrauten Figuren und Themen. Auch einige Keramiken des Künstlers sind zu sehen. Ein Museumsbesuch ist für Picasso-Fans eine große Freude. Von der Schlossterrasse hat man eine wundervolle Aussicht über die Küstenlinie.
Eine Mauer rahmt den Yachthafen Port Vauban ein, der größte der Côte d'Azur. Von der Mauer hat man einen schönen Rundumblick. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hafens thront malerisch die Festung Fort Carré.
Am Kai liegen viele edle Yachten vor Anker. Aktuell wird am Hafen fleißig gebaut und eine, wie Abbildungen versprechen, eine sehr moderne Anlage errichtet.
Etwas Ruhe findet man (wenn man einen Parkplatz findet, was in der Hauptsaison unmöglich erscheint) am Cap d‘Antibes. Ein großer Teil des Caps ist in Privatbesitz oder von Luxushotels belegt. Sehr schön ist allerdings der Wanderweg Sentier du Littoral, der direkt an der Küste verläuft und landschaftlich absolut reizvoll ist. Der Wanderweg ist Teil eines 200 Kilometer langen Wegs, der bis nach Saint Tropez immer am Wasser entlang durch eine meist ursprüngliche, unberührte Landschaft führt.
Wir erhalten heute nur einen kleinen Eindruck, sind aber so begeistert, dass wir für eine längere Wanderung noch einmal wiederkommen möchten.
Nachmittags fahren wir ins gebirgige Hinterland. Malerisch erhebt sich Saint-Paul-de-Vence aus der hügeligen Landschaft.
Ein paar Kilometer weiter liegt der kleine Ort Vence, der als Highlight die Chapelle du Rosaire de Vence (Rosenkranzkapelle von Vence) zu bieten hat. Diese auch als „Chapelle Matisse“ bekannte kleine Kapelle wurde inkl. ihrer Ausstattung vom Künstler entworfen. Die von außen eher unscheinbar wirkende Kapelle hat Henri Matisse selbst als sein Meisterwerk bezeichnet.
Besonders schön sind die Glasfenster. Im dazugehörigen Museumsbereich wird anschaulich die Vorbereitung von Matisse präsentiert, der drei Jahre damit verbrachte. Auch vom Künstler entworfene Kirchengewänder und sonstige Ausstattungen werden gezeigt. Von der Terrasse hat man einen schönen Blick auf Vence. Der kleine Ort ist zur Zeit nicht so frequentiert.
Die Altstadt ist aber sehr reizvoll. Uns interessiert besonders die Kathedrale de la Nativité-de-Marie, die inmitten der Altstadt liegt. Das Baptisterium wird mit einem Mosaik von Marc Chagall geschmückt, der sich von 1950 bis 1966 in Vence aufhielt. In der Kathedrale gibt es auf der Empore ebenfalls ein Chorgestühl mit lustigen Figuren. Zudem werden etwas chaotisch diverse Holzfiguren ausgestellt.
In der Nähe liegt ebenfalls die Fondation Maeght, die aber leider erst am 1.7.2023 wieder geöffnet ist. Den Besuch des privaten Museums für moderne und zeitgenössische Kunst, zu dem auch ein Skulpturengarten gehört, müssen wir auf ein anderes Mal verschieben.
Eher zufällig beziehen wir unser Quartier in der Nähe des kleinen Ortes Tourettes-sur-loup. Das mittelalterliche Dorf liegt malerisch eingebettet an einem Felsen zwischen zwei tiefen Schluchten.
Leider regnet es, als wir abends die Stadt aufsuchen. So erhalten wir auf der Suche nach einem Restaurant nur einen kleinen Eindruck. In verwinkelten, engen Gassen gibt es viele ansprechende Boutiquen und jede Menge Gastronomie. Wir sind positiv überrascht, dass es mehrere von Michelin empfohlene Restaurants gibt. Wir entscheiden uns für das Bistro Clovis und sind vom Essen ganz angetan. Auch die Weinkarte kann sich sehen lassen.
Freitag, 12.05.2023 Saint-Paul-de-Vence - Biot
Wieder einmal ein Ort, der pittoresk auf einem Hügel liegt. Saint-Paul-de-Vence hat eine gut erhaltene mittelalterlichen Stadtmauer rahmt die Altstadt ein. Nicht nur die Lage ist bemerkenswert, auch die Landschaftsblicke, die man von der Stadtmauer aus hat, sind sehr reizvoll. Saint-Paul-de-Vence gilt als Künstlerfdorf hat bereits viele Künstler wie Matisse, Chagall oder Picasso fasziniert.
Hübsche Gassen, bunt lackierte Fensterläden, efeuumrankte Häuser, wohin man schaut bepflanzte Blumenkübel. Es ist ein Genuss, durch die engen Gassen zu schlendern und die Auslagen der zahlreichen Boutiquen, Souvenirläden und vor allem Galerien zu betrachten. Auf dem kleinen Friedhof außerhalb der Stadtmauer liegt das Grab von Marc Chagall, dieses ist jedoch sehr unscheinbar.
Auf der Weiterfahrt legen wir einen weiteren Stopp in Biot ein. Das kleine malerische Dorf liegt nur 4 km von der Küste entfernt und ist berühmt für Töpferei und mundgeblasenes Glas. Es gibt ein schönes historisches Zentrum, besonders schön ist der kleine Place des Arcades.
Berühmt ist der Ort insbesondere wegen des Musée national Fernand Leger. Die Künstler hat in dem Ort seinen Lebensabend verbracht. Das Museum verfügt über die weltweit größte Sammlung an Werken von Léger. Dazu zählen Gemälde, Zeichnungen, Keramiken, Bildhauerarbeiten, Glasfenster und Wandteppiche. Sie stammen aus allen Phasen seiner Schaffenszeit und geben einen guten Überblick über seine künstlerische Entwicklung vom Impressionismus zum Kubismus bis hin zum Vorläufer der Pop Art.
Von Museen etwas überfrachtet begnügen wir uns mit der Außenansicht und der Parkanlage, die das Museum umgibt. Die Fassade wurde ebenfalls von Leger gestaltet. Mehrere großflächige Mosaiken schmücken farbenfroh die Außenwände. Herausragend ist ein über 350 qm großes Werk zum Thema Sport über dem Eingang. Die Besichtigung des Museums nehmen wir uns für einen nächsten Besuch fort.
Inzwischen hängt der Himmel voller Wolken. Auf der Rückfahrt in die Provence fahren wir zum Teil durch strömenden Regen und auch ein Hagelschauer malträtiert die Windschutzscheibe.
In Nans-les-Pins besuchen wir das Weingut Domaine de Triennes, deren Rosé-Wein wir bereits von Pinard de Picard kennen. Die Weine sind sehr überzeugend, so dass sich noch ein Plätzchen im Kofferraum findet.