Südshetlandinseln

Drakepassage - Beagle Kanal

 

Sonntag, 07.02.2016 Südshetlandinseln: Deception Island - Halfmoon Island

Durch die Bransfieldstraße fährt die MS Bremen zu den Südshetlandinseln. Über 20 Inseln gehören zu der 400 km langen Inselgruppe, der die Antarktischen Halbinsel im Norden vorgelagert sind.

Nach 135 Seemeilen (250 km) erreichen wir leider bei Nebel Deception Island. Wie ein Hufeisen liegt die 13 mal 14 km messende Insel in der Bransfieldstraße. Es handelt sich um den Rest eines eingebrochenen Vulkans mit einer Caldera, die mit dem Meer verbunden ist. Die MS Bremen wird durch die schmale Einfahrt in den Kratersee manövriert und geht auf Reede.

Südshetlandinseln - Deception Island
Deception Island

In der geschützten Whalers Bay wurde von 1910 bis 1931 die südlichste Trankocherei betrieben. Diese wurde bei Vulkanausbrüchen zerstört, so dass heute nur noch an einen Schrottplatz erinnernde Reste von der ehemaligen Walfangstation zu sehen sind.

Trankocherreste auf Deception Island
Reste eines Trankochers

Wind und Regen trotzend kann man einen schmalen Grat auf den 103 m hohen Ronald-Hügel erklimmen. Die Aussicht ist angesichts des Nebels nur mäßig und von der Fumarole ist nichts zu sehen. Der noch aktive Vulkan brach letztmalig 1970 aus. Am Rande des Kratersees dampfen bis zu 50° C heiße Quellen. Hartgesottene nutzen die Gelegenheit, einmal im antarktischen Meer zu baden. Ein kurzes Vergnügen - die Wassertemperatur wird durch die heißen Quellen kaum aufgeheizt.

Weddellrobbe
Weddellrobbe

Am schwarzen Sandstrand liegen halb verschüttete Bootwracks und versteinerte Walknochen. Erfreulicherweise hat sich auch eine junge Weddellrobbe hierher verirrt.
 
Alpenpanorma in der Antarktis

Nächstes Ziel auf den Südshetlandinseln ist Halfmoon Island . Nach einer schönen Fahrt entlang eines von der Sonne angestrahlten in Schnee getauchten Alpenpanoramas erreichen wir Halfmoon Island im Nebel. Ein argentinisches Marineschiff liegt vor Anker und überprüft womöglich die nicht ständig besetzte Station Camara.

Halfmoon Bay
Halfmoon Bay

Bis zur Anlandung hat sich der Nebel verzogen. Bizarre Felsformationen ragen hervor und bieten optimale Brutbedingungen für eine Zügelpinguin-Kolonie. Im Hintergrund erheben sich von der Sonne angestrahlt die Gletscherzungen von Livingston Island.

Zügelpinguine für Gletscherzunge von Livingston Island
Zügelpinguine für Gletscherzunge von Livingston Island

Am schwarzen Strand liegen einige Seebären-Bullen und führen ab und an ihre Machtkämpfe vor. Neben Antarktis-Seeschwalben und Riesensturmvögeln gibt es auch Scheidenschnäbel und Domenikanermöwen.

Zügelpinguin
Zügelpinguin

Am Nachmittag nimmt die MS Bremen Kurs auf Paradise Bay. Bei ruhiger See fahren wir nachts durch die Gerlache-Straße.

 

Montag, 08.02.2016 Gerlach-Straße - Paradise Bay - Lemaire-Kanal - Petermann Island

Temperatur: etwa 2°C, bewölkt

Bereits um 5:45Uhr passieren wir den Errera-Kanal. Wind und Wolken verwehren den grandiosen Blick. Dennoch ist es spannend, an einigen Eisbergen und hohen Gletscherwänden vorbei zu manövrieren. Überraschenderweise liegt hier ein Segelboot vor Anker. Der Kapitän erläutert, dass es sich um das Boot von Arved Fuchs handelt, der mit Reinhold Messner die Antarktis zu Fuß durchquert hat.

Errera-Kanal
Errera-Kanal

Die MS Bremen geht in der Paradise Bay auf Reede. Die chilenische Station Gonzales Videla oder die argentinische Almirante-Brown-Station interessieren uns heute nicht. Ruhig und beinahe spiegelglatt ist das Meer in dieser paradiesischen Bucht. Im Hintergrund rahmen über 2.000 Meter hohe schneebedeckte Gebirgszügen das Panorama ein. Hunderte von Metern türmen sich die Gletscher auf.

Gletscher in der Paradise Bay
Gletscher in der Paradise Bay

Die Zodiac Tour wird trotz Schneefall zu einem unvergesslichen Erlebnis. An den Felswänden nisten Blauaugen-Kormorane.

Blauaugenkormorane
Blauaugenkormorane

Erstmalig sehen wir Krabbenfresserrobben, die relaxt auf einigen Eisschollen liegen und sich von uns kaum stören lassen.

Krabbenfresserrobbe
Krabbenfresserrobbe

Ein Buckelwal vollführt für uns ein besonderes Schauspiel und taucht einige Male vor uns aus dem Wasser auf. Nicht nur, dass er uns seinen namensgebenden Buckel vorführt, auch seine Fluke wird uns elegant präsentiert. Der kleine Schwertwal, der hier ebenfalls seine Bahnen zieht, geht dagegen fast unter. Aber nicht nur die Tierwelt ist hier spektakulär. Die riesigen Gletscherzungen lassen die Bucht in einer besonderen Atmosphäre erleben. Eine traumhafte Eislandschaft.

Buckelwal

Buckelwal Fluke Buckelwal Fluke
Buckelwal

Erfreulicherweise lockert die Bewölkung nachmittags auf und wir erleben eine grandiose Fahrt durch den etwa sechs Kilometer langen Lemaire-Kanal, der an seiner schmalsten Stelle gerade einmal 720 Meter misst.

Lemairekanal
Lemairekanal

Auf jeden Fall natürlich breit genug, um diesen Kanal gemeinsam mit der uns entgegenkommenden Fram der norwegischen Hurtigruten-Flotte zu passieren. Bis zu 1.000 Meter hohe Gebirgszüge flankieren die spektakuläre Schiffspassage und spiegeln sich sehr schön im Wasser.

Lemairekanal
Lemairekanal

Vor Petermann Island nimmt die MS Bremen ihre Driftposition in der Bay of Circumcision ein. Bei der Besichtigung der nur zwei Kilometer langen und 700 Meter breiten Insel stapfen wir durch Schnee. Es gibt wieder einmal Kolonien von Esels- und Adelie-Pinguinen sowie Blauaugen-Kormorane.

Petermann Island
Petermann Island - Gebirgspanorama

Doch viel spektakulärer ist der Ausblick. Von einem Hügel blickt man hinab auf einen sogenannten Eisberg-Friedhof. Diese sind hier sozusagen gestrandet. Sie sitzen auf dem Meeresboden fest, tauen langsam vor sich hin und sind zum Teil auf die Seite gekippt. Die Bucht wird von einem gigantischen schneebedeckten Gebirgspanorama eingefasst. Ein Kreuz an der Landestelle erinnert an drei 1983 bei einer Ski-Exkursion umgekommene Mitglieder der benachbarten Faraday-Station.

Petermann Island - grüne Schneealgen
grüne Schneealgen

Bei Sonnenschein sticht die MS Bremen erneut in See. Zum Abendessen findet auf dem Pool-Deck ein rustikaler MS Bremen Freimarkt statt. So können wir bei tollem Sonnenschein, leiblichen Genüssen und einem Glas Wein weiterhin die Landschaft genießen.

Später kommt eine Durchsage des Kapitäns. Wir haben bei 65° 13 Min Süd kurz vor dem Polarkreis den südlichsten Punkt unserer Reise erreicht. Nach einer kleinen Ehrenrunde fahren wir durch die Penola-Straße noch einmal nah am antarktischen Festland vorbei. Hier kommt uns unter Motorleistung das Segelschiff Dagmar Aenn entgegen. Die achtköpfige Besatzung winkt uns erfreut zu.

Abendliche Eisstimmung
Abendliche Eisstimmung

Erneut passieren wir den Lemaire-Kanal. Spät am Abend strahlt die Sonne nur noch die Gipfel an.

 

 

Dienstag, 09.02.2016 Port Lockroy - Neumayer Kanal - Melchior Islands

Über den etwa 26 km langen und 2 - 4 km breiten Neumayer Kanal erreichen wir Port Lockroy. Bei stürmischer See fällt es schwer, einen geeigneten Ankerplatz zu finden. In Port Lockroy wurde 1944 die britische Base A zur Versorgung der in der Umgebung tätigen Feldforscher eingerichtet. Heute gibt es ein kleines Museum mit Shop und der Möglichkeit seine Post aufzugeben, die dann mit dem nächsten Schiff weitertransportiert wird.

Bei der Weiterfahrt durch den Neumayer Kanal bleiben uns die schönen Blicke aufgrund des Schneetreibens verwehrt. Von der Gerlache-Straße biegen wir linker Hand ab und erreichen die kleine vergletscherte Inselgruppe Melchior Islands. Auf einer Zodiac-Tour im Jahre 2003 ist das Team der MS Bremen bei der Omega-Insel in einen kartierten Fjord gefahren. Selbiger entpuppte sich als Kanal, der die Insel teilt und bislang so nicht kartiert war. Man hatte also eine neue Insel entdeckt, die heute offiziell Bremen heißt.

Eisbergformation in der Melchior Bay
Eisbergformation in der Melchior Bay

Auf einer letzten Zodiac-Tour durch die vereiste Fjordlandschaft nehmen wir im Stillen Abschied vom ewigen Eis. Die MS Bremen fährt gen Norden mit Kurs auf Argentinien. 631 Seemeilen (1.168 km) liegen vor uns, bis wir in Ushuaia wieder von Bord gehen. Schon beim Abendessen werden wir auf die rollenden Bewegungen des Schiffs eingestimmt.

 

Mittwoch, 10.02.2016 Seetag: Drake Passage

Eine bewegte Nacht liegt hinter uns. Immer noch "rollt" die MS Bremen gen Norden. Erfreulicherweise befinden wir uns zwischen zwei Tiefdruckgebieten und müssen nur gegen die "Nachwehen" ankämpfen.

Morgens haben wir noch blauen Himmel und genießen den Wellenritt auf dem Sonnendeck. Hier ist man allerdings nicht davor gefeit, dass man samt der eigenen Sonnenliege von einer Böe bewegt wird. Auf der über 1.000 Kilometer breiten Drakestraße umgibt uns in jede Richtung Wasser, soweit das Auge reicht. Mit diversen Experten-Vorträgen, Lesen und einer Küchenführung verbringen wir die Zeit.

 

Donnerstag, 11.02.2016 Seetag: Drake Passage - Beagle Kanal - Ushuaia

Der letzte Seetag unserer Tour. Immer noch begleiten uns die rollenden Schiffsbewegungen und 5 -7 Meter hohe Wellen. Gegen Mittag kommen die vorgelagerten Inseln des Festlands in Sicht. Die MS Bremen fährt in den Beagle-Kanal. Diese natürliche Wasserstraße im Süden Feuerlands, verbindet den Atlantik mit dem Pazifik. Bei Sonnenschein können wir die schöne Landschaft genießen, die uns auf der Hinfahrt aufgrund der Dunkelheit verborgen blieb. Rechts und links des 2 bis 15 km breiten Kanals erheben sich die grünen Gebirgszüge der Anden. Einige Delfine begleiten das Schiff und führen uns ihre synchronen Springkünste vor. Auch einige Minkwale und natürlich viele Seevögel begleiten das Schiff.

Beagle Kanal
Beagle Kanal

Ein Lotze kommt an Bord, um die MS Bremen sicher in den Hafen von Ushuaia zu führen. Auf der chilenischen Seite passieren wir Puerto Williams , die tatsächlich südlichste Stadt der Welt.

Puerto Williams
Puerto Williams

Gegen Abend gehen wir unter erschwerten Windbedingungen in Ushuaia auf Reede. Wir nehmen ein letztes Abendessen an Bord der MS Bremen zu uns. Eine letzte, ruhige Nacht dürfen wir noch an Bord verbringen.

 

Freitag, 12.02.2016 Ushuaia - Buenos Aires

Nach dem Frühstück heißt es Abschied nehmen. Am Kai warten bereits vier Hamburg Süd Container, um für die folgende Tour geladen zu werden. Auf uns wartet leider nur ein Bus, um uns zum Flughafen von Ushuaia zu fahren. Es folgt ein dreieinhalbstündiger Flug nach Buenos Aires, wo wir noch einmal übernachten.

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Damit endet eine der spektakulärsten Reisen, die wir bisher machen durften. Ein fantastisches, unvergessliches Erlebnis.

 

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