Russland

Sankt Petersburg - Karelien - Jarowlawl - Uglitsch - Moskau

Reiseroute Flusskreuzfahrt Sankt Petersburg - Moskau11tägige Flusskreuzfahrt 

Von Sankt Petersburg geht es auf der Newa in den Ladogasee (größter See Europas) und auf dem Swir weiter in den Onegasee (zweitgrößter See Europas) zur Insel Kischi. Hier mündet der Wolga-Ostsee-Kanal, über den das Schiff zum Weißen See und den Rybinsker Stausee an den Oberlauf der Wolga fährt.

Nach einem Abstecher nach Jaroslawl (ehemalige Hauptstadt und UNESCO Weltkulturerbe) sowie einem weiteren Halt in Uglitsch (ebenfalls UNESCO Weltkulturerbe) geht es auf der Wolga weiter.

Zuletzt führt der Moskau-Wolga-Kanal zum Fluss Moskwa, der uns nach Moskau bringt.

Die Strecke beträgt 1.762 km und muss über 18 Schleusen 200 Höhenmeter ausgleichen.

 

Sonntag, 23.6.2019 Sankt Petersburg

Schon fast traditionell reist Anke einmal im Jahr gemeinsam mit ihrer Mutter. 2019 steht Russland auf dem Plan. Die 11tägige Schiffsreise mit der MS Tschischerin führt von Sankt Petersburg nach Moskau. Nach etwas turbulenter Anreise mit Verspätung und verpasstem Flieger in Moskau habe ich gemeinsam mit meiner Mutter am späten gestrigen Abend Sankt Petersburg erreicht und auf der MS Tschischerin eingeschifft. Am ersten Tag besichtigen wir die ehemalige Zaren-Residenz Sankt Petersburg.

Die Erinnerungen an die Stadt vom August des Vorjahres (zum Reisebericht Sankt Petersburg) sind noch frisch und so lasse ich die Stadt diesmal aus der Bus-Perspektive auf mich wirken. Erneut begeistert die Pracht der Stadt. 

Sankt Petersburg war zwischen 1712 und 1918 mehr als 200 Jahre lang die Hauptstadt des russischen Zarenreiches. Noch heute ist es mit rund 5 Mio. Einwohnern die zweitgrößte Stadt Russlands. Obwohl die Stadt noch relativ jung ist, hat sie doch schon dreimal den Namen gewechselt: 1706 gegründet als St. Petersburg wurde sie 1914 umbenannt in Petrograd, 1924 abermals umbenannt in Leningrad und heißt nun seit 1991 wieder Sankt Petersburg. UNESCO WeltkulturerbeAber wie immer der offizielle Name gerade war, für die meisten Russen heißt die Stadt einfach "Pieter".

Die führenden Baumeister ihrer Zeit schufen seit dem frühen 18. Jahrhundert in den Sümpfen des Newa-Deltas auf 44 Inseln buchstäblich aus dem Nichts eine der schönsten Metropolen Europas. Das historische Zentrum der Stadt wurde 1990 zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt. 

Smolny KlosterSmolny Kloster

Im Osten des Sankt Petersburger Zentrums liegt das Gelände des Smolny Klosters, direkt am Fluss Newa. Das Kloster wurde von Zarin Elisabeth I. als Altersruhesitz geplant und in den Jahren 1748 bis 1757 im Stil des Elisabethanischen Barocks, in dem weiß-blaue Farbtöne dominieren, erbaut. Das Kloster ist in Form eines griechischen Kreuzes angelegt, in dessen vier Ecken einkupplige Kirchen integriert wurden. Der 160 Meter hohe Glockenturm hätte das höchste Gebäude Russlands der damaligen Zeit werden sollen. Der Ausbruch des Siebenjährigen Kriegs verhinderte jedoch den weiteren Ausbau und mit dem Tode Elisabeths im Jahre 1762 wurden Pläne für den Glockenturm und den weiteren Innenausbau auf Eis gelegt.

Der weitere Innenausbau erfolgte erst gut 70 Jahre später im damals vorherrschenden neoklassizistischen Stil. In den Jahren 1873 bis 1875 entstand die Ikonostase nach dem Vorbild des Petersburger Barocks. Obschon die Kathedrale 1835 geweiht wurde, diente das Kloster nie als solches. Statt dessen zog das "Institut für adelige Töchter" ein. Mehr als 100 Jahre später schrieb das Gebäude eine ganz andere Geschichte: Von hier aus dirigierte Lenin im Jahr 1917 den revolutionären Aufstand gegen das zaristische System. Und auch heute noch hat das Klostergelände eine bleibende politische Bedeutung. Es ist Sitz der Sankt Petersburger Regierung und beherbergt die Fakultäten für Soziologie, Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen der staatlichen Universität St. Petersburg.

EremitageEremitage

Auch diesmal steht eine Besichtigung der Ermitage auf dem Programm. Allerdings fällt es angesichts des enormen Touristenansturms schwer, das Kunsterlebnis zu genießen. Die „Weißen Nächte“ sind sehr beliebt und die Stadt wird von Touristen beinahe überrannt.

Die abendliche Bootsfahrt lässt uns die Stadt erneut aus einer anderen Perspektive bewundern.

Bootsfahrt in Sankt Petersburg

Die Stadt breitet sich auf 44 Inseln aus, die von zahlreichen Flussarmen der Newa und Kanälen umgeben und dadurch miteinander verbunden sind. Angabe gemäß gibt es im „Venedig des Nordens“ 540 Brücken, die über die Newa und die verschiedenen Kanäle führen. Prachtvolle Paläste säumen die Ufer. Zwischendrin erheben sich immer wieder mal einige goldene Kuppeln.zurueck


Montag, 24.06.20193. Puschkin - Katharinenpalast (Bernsteinzimmer) - Peterhof

Etwa 30 km südlich von St. Petersburg liegt die ehemalige Residenzstadt der Zaren, die 1937 zu Ehren des großen Schriftstellers von Zarskoje Sole in Puschkin umbenannt wurde.

Katharinenpalast in PuschkinKatharinenpalast in Puschkin

Puschkin war die Sommerresidenz der Zaren, von denen viele lieber hier draußen auf dem Land lebten als in der Stadt. Dabei entstanden verschiedene Paläste, die in Größe und prunkvoller Ausstattung dem Winterpalais in Sankt Petersburg in nichts nachstanden. Der Bedeutung der Residenzstadt entsprechend, wurde 1834 zwischen Sankt Petersburg und Puschkin die erste Eisenbahnstrecke in Russland erbaut und 1887 wurde Puschkin als erste Stadt in Europa vollständig mit elektrischem Strom versorgt.

Katharinenpalast in Puschkin

Der größte und prächtigste Palast ist der Große Katharinenpalast, in dem Zarin Katharina die Große (Ehefrau und Nachfolgerin von Peter dem Großen) viele Sommer verbracht hat. Auf der Besichtigung des 306 m langen Rokoko-Palastes sehen wir viele prunkvolle Räume mit Spalieren (Wandteppiche), Stuck, Achat- und Goldverzierungen, wunderschön gemusterte Parkettböden, arabesken Verzierungen, Grisaille-Malereien, Porzellanvasen und vielem mehr.

Ein Höhepunkt der Besichtigung im Katharinenpalast ist das legendäre Bernsteinzimmer. Das Original ist im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen (von deutschen Truppen abtransportiert) und nie wieder aufgetaucht. Aber seit 1976 arbeiteten russische Restaurateure mit deutscher Hilfe an einer Neuerschaffung des Bernsteinzimmers, das seit 2003 besichtigt werden kann. Drei Wände des 96 qkm großen Raumes sind Angabe gemäß mit 500.000 Bernsteinscheibchen passgenau belegt. Man mag Bernstein mögen oder auch nicht, doch dieses zweite Bernsteinzimmer ist ein Meisterwerk der Handwerkskunst! Die Fotogalerie, an der wir beim Verlassen des Palastes vorbeigeführt werden, dokumentiert, wie stark der Palast im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde und mit wieviel Liebe zum Detail dieser wieder aufgebaut wurde.

Sehr schön ist auch die Parkanlage, die den Palast umgibt.

Nach einer Siesta auf dem Schiff verlassen wir erneut Sankt Petersburg, um zum etwa 25 Kilometer außerhalb am Ufer des Finnischen Meerbusens gelegenen Schloss Peterhof zu fahren.

Schloss PeterhofSchloss Peterhof

UNESCO WeltkulturerbeDieser Zarenpalast, dessen 300 m langer Barockbau noch auf Zar Peter den Großen zurückgeht, beeindruckt u. a. mit seinen einzigartigen Wasserspielen in den Parkanlagen. Besonders eindrucksvoll ist die große Kaskade zu Füßen des Schlosses. In der Mitte steht Samson und reißt dem Löwen das Maul auf, aus dem eine meterhohe Wasserfontäne schießt.

Nach schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg erstrahlt Schloss Peterhof wieder in ganzer Pracht und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Mit seinen hübschen Schlössern und der symmetrisch gestalteten Parkanlage erinnert die Sommerresidenz des Zaren ein wenig an Versailles. Ein besonderes Wassersystem sorgt dafür, dass die zahlreichen Fontänen in den Sommermonaten plätschern. Die 15 m Höhenunterschied vom Schloss zum unteren Park werden von prunkvoll gestalteten Wasserspielen geschmückt.

Schloss Peterhof - KaskadenDie Große Kaskade vor dem Palast ist mit 138 Wasserstrahlen ausgestattet.

Von einer Aussichtsterrasse blickt man über den Finnischen Meerbusen und sieht im Hintergrund das 462 m hohe Lakhta Center (aktuell das höchste Gebäude Europas) und das anlässlich der letztjährigen Fußball-WM errichtete Krestiwskij-Stadion. Die gepflegte Parkanlage erstreckt sich zwei Kilometer entlang der Küste und lädt zum Flanieren durch die wunderschöne und abwechslungsreich gestaltete Parkanlage ein.

Zurück auf dem Schiff genießen wir noch etwas die Sonne, bevor es gegen 20 h "Leinen los!" heißt. Zunächst fahren wir auf der nur rund 75 km langen Newa, die den Ladogasee mit der Ostsee verbindet. Rechts und links zieht die flache Landschaft an uns vorbei. Die Besiedlung nimmt ab, je weiter wir uns von Sankt Petersburg entfernen. Einige Schiffswerften haben sich hier angesiedelt. Der ruhige Fluss ist zwischen 300 und 1.300 m breit und hat einige kleine Inseln.

Newa

Grüne Wälder mit nur vereinzelter Besiedlung rahmen den Fluss ein. Fast meditativ zieht die Landschaft beim Abendessen an uns vorbei. Dank der „Weißen Nächte“ können wir uns noch stundenlang an der schönen Natur erfreuen. Der Himmel leuchtet an der Stelle, wo üblicherweise die Sonne untergeht, rötlich.

Später erreichen wir den Ladogasee, den größten Süßwassersee Europas. Zusehends „verschwindet“ das Ufer und wir fühl uns wie auf dem offenen Meer - allerdings ohne Seegang.

Wir befinden uns nun in der Region Karelien, die sich auf einer Fläche von rund 200.000 qkm vom Ladogasee im Süden bis zum Polarkreis im Norden und vom Finnischen Meerbusen im Westen bis zum Weißen Meer im Osten erstreckt. Mitten durch die dünn besiedelte Region läuft eine über 700 Kilometer lange Grenze: die zwischen Russland und Finnland. Karelien musste mehrere Teilungen erdulden, die Bewohner verließen zu Hunderttausenden ihre Heimat oder blieben und mussten – im russischen Teil – Repressionen erdulden. 1323 wurde Karelien zum ersten Mal geteilt, 1947 zum bisher letzten Mal. Der größte Teil der Region, die Republik Karelien, liegt heute auf dem Gebiet der russischen Föderation.zurueck


Dienstag, 25.06.2019 Ladogasee - Swir - Mandrogy 

Die ganze Nacht ist das Schiff gefahren und dennoch befinden wir uns beim Aufwachen immer noch auf dem Ladogasee. Wir passieren den Süden des großen Sees, der mit 220 km Länge (80-120 km Breite - 18.000 qkm) 30 mal größer als der Bodensee ist. 

LadogaseeLadogasee

Vormittags erreichen wir den Fluss Swir am Ostufer des Ladogasees. Dieser verbindet mit einer Länge von 218 km den Ladogasee mit dem Onegasee. Schon bald passieren wir die erste Schleuse unserer Flusskreuzfahrt und überwinden 12 Höhenmeter.

Untere Swir Schleuse Untere Swir Schleuse

Gegen Mittag legt die MS Tschischerin beim Anleger des Museumsdorfs Werchnije Mandrogy an. Das ehemalige Fischerdorf ist 1945 abgebrannt, aber in den 1990er Jahren begann neues Leben in Mandrogy. Holzhäuser im typischen Stil des alten Russlands wurden wieder gebaut und zahlreiche Künstler siedelten sich an.

Mandrogy Mandrogy - Windmühle

Während der Besichtigung erhalten wir Einblick in das russische Kunsthandwerk. Lohnenswert ist ein Blick in das Wodkamuseum. Über 2000 unterschiedliche - allerdings leere - Wodkaflaschen zieren die Rückwand. Einige unterschiedlichen Wodkas können auch probiert werden.

Am späten Nachmittag setzen wir unsere Fahrt auf der Swir fort. Auf dem Sonnendeck lassen wir die beruhigend wirkende Landschaft an uns vorbeiziehen.

Swir - Besiedlung am Ufer Swir - Besiedlung am Ufer

Ab und an gibt es kleine Besiedlungen. Ansonsten wird das oft schilfbewachsene Ufer von Wald eingerahmt. Der Fluss ist stellenweise kaum 100 m breit und muss bis zum Onegasee mehr als 28 m Höhenunterschied überwinden. So passieren wir schon bald die zweite Schleuse auf der Swir.

Erst nach Mitternacht erreichen wir den Onegasee, der mit rund 9.700 qkm Fläche nur halb so groß ist, wie der Ladogasee - aber dennoch ist es der zweitgrößte Süßwassersee in Europa.

Onegasee Onegasee

Viele kleine Inseln, die teilweise nur aus wenigen aus dem Wasser ragenden Bäumen bestehen, ragen aus dem glasklaren Wasser. Kleine Buchten und Strände rahmen den fischreichen See ein. Die Route sieht vor, fast den ganzen See nach Norden zu befahren. So fahren wir die ganze Nacht auf dem See. Da es nicht ganz dunkel wird kann man bei jedem Aufwachen einen Blick auf das inzwischen endlos erscheinende Wasser werfen.zurueck


Mittwoch, 26.06.2019 Onegasee Insel Kischi

Gegen 4:00 h ist es bereits taghell. Dank Augenklappe gelingt es dennoch, noch ein wenig Schlaf zu finden. Inzwischen ist wieder Land in Sicht. Viel unberührte Natur rahmt den See ein. Beim Frühstück lassen wir erneut die Landschaft an uns vorbeiziehen. Die Gegend ist sehr dünn besiedelt. Kein Wunder, gibt es im Winter Temperaturen von fast minus 40° Celsius. Der See ist von Dezember bis April zugefroren. Eine 80 cm dicke Eisschicht lässt es dann zu, den See mit Schlitten und Fahrzeugen zu befahren.

Schon von weitem sehen wir die Türme der hölzernen Christi-Verklärungskirche auf der Insel Kischi in die Höhe ragen. Bald erreichen wir die Insel - mit 62 Grad nördlicher Breite ist dies zugleich auch der nördlichste Punkt der Schiffsreise.

Insel Kischi - Christi-Verklärungskirche Insel Kischi - Christi-Verklärungskirche

UNESCO WeltkulturerbeHier besuchen wir das Freilichtmuseum. Die Insel gehört seit 1990 zum UNESCO Weltkulturerbe. In traumhaft schöner Landschaft mit grünen Wiesen und Sträuchern stehen auf der leicht hügeligen Insel alte karelische Bauernhäuser und andere Holzbauten, die man aus der Umgebung nach Kischi gebracht hat. Höhepunkte der karelischen Holzbaukunst sind die beiden Kirchen der Insel: Die Christi-Verklärungskirche von 1714 wird von 22 kleinen Kuppeln bekrönt, die mit Holzschindeln gedeckt sind. Angeblich wurden die Schindeln ohne einen einzigen Eisennagel zusammengefügt. Es ist ein bemerkenswerter Bau, dessen in die Höhe strebende Kuppeln in der Sonne in unterschiedlichen Grautönen erstrahlen. Als Sommerkirche konnte die Verklärungskirche nicht beheizt werden. Deshalb bauten die Inselbewohner 1764 direkt daneben eine kleinere Winterkirche. Auch sie hat schöne Kuppeln als Dach: 8 kleinere Kuppeln umringen eine größere. Während die Sommerkirche aufgrund von Renovierungsarbeiten nicht besichtigt werden kann, ist die Winterkirche geöffnet. Hier beeindruckt insbesondere die Ikonostase mit 102 Ikonen aus dem 18. Jahrhundert.

Bei einer Führung erfahren wir ebenfalls etwas über das früher recht harte Leben auf der Insel. Die Häuser waren so angelegt, dass alles unter einem Dach war. So konnten selbst im harten Winter die Tiere im Stall in der unteren Etage gefüttert werden.

Lazarus-Kirche aus MuromLazarus-Kirche aus Murom

Zu sehen ist ebenfalls der älteste Holzbau Russlands, die Lazarus-Kirche aus Murom. Hier wird uns ein Glockenkonzert vorgeführt.

Mittags heißt es wieder "Leinen los". Über den Onegasee fahren wir zurück zum südöstlichen Ufer. Wieder sehen wir stundenlang nur Wasser, soweit das Auge reicht.

Erst abends fahren wir in den Wolga-Ostsee-Kanal hinein. Dieser 360 km lange Kanal wurde 1964 fertiggestellt und gehört zu dem riesigen Fluss- und Kanalsystem, das Astrachan am Kaspischen Meer mit Sankt Petersburg an der Ostsee verbindet.zurueck


Donnerstag, 27.06.2019 Wolga-Ostsee-Kanal - Weißer See - Goritzy 

Am Frühstückstisch lassen wir erneut die wunderschöne idyllische Landschaft an uns vorüberziehen. Ein breiter Schilfgürtel rahmt teilweise das Ufer ein. Dahinter erstrecken sich riesige Birkenwälder. Immer wieder ragen kleine bewachsene Inseln aus dem Wasser.

Krochino - Kirchenruine im Wasser Krochino - Kirchenruine im Wasser

Direkt an der Einfahrt zum Weißen See passiert das Schiff die Ruine einer Kirche, die aus dem Wasser ragt. Als man Ende des 18. Jahrhunderts die erste Schleuse und eine hölzerne Staumauer errichtete, stieg der Wasserspiegel des Sees um 1,5 m. Dadurch bekam der See im Frühling so viel Wasser, dass im Sommer ein uneingeschränkter Schiffsverkehr möglich war. Der kleine Ort Krochino mit einer Anlegestelle erlebte eine Blütezeit. Im Winter wurde die Staumauer wieder abgebaut. Ein weiterer Ausbau des Kanalsystems liess den Wasserspiegel weiter steigen. So wurde die Ortschaft bis auf die Kirche abgetragen und 1960 überflutet.

Der Weiße See ist mit knapp 1.300 qkm (Ost-West-Ausdehnung 45 km und max. 33 km breit) der neuntgrößte See Europas ist. Über 30 Flüsse münden in den fischreichen See.

Mittags legt das Schiff im Ort Goritzy an. Das Dorf (600 Einwohner) entstand um ein Nonnenkloster. Mit dem Bus fahren wir zum sieben Kilometer entfernt liegenden Kirillow-Beloserski-Kloster. Es wurde 1397 direkt am Ufer des Siwerskij-See gegründet und war eines der bedeutendsten Klöster Russlands.

Kirillow-Beloserski-Kloster bei Goritzy Kirillow-Beloserski-Kloster bei Goritzy

Den weitläufigen Klosterkomplex schützt eine gewaltige Wehrmauer mit 14 mächtigen Türmen und Toren. Seit 1998 wohnen wieder Mönche im Kloster. Auf der eineinhalbstündigen Besichtigung des Klosters werden wir auch durch das großartige Ikonenmuseum geführt.

Am Nachmittag geht die Fahrt weiter mit Kurs Moskau.

Im Weißen See entspringt die Scheksna, ein linker Nebenfluss der Wolga, der ursprünglich weiter südlich bei Rybinsk in die Wolga mündete. Aber seit man in den 1930er Jahren begonnen hatte, Scheksna und Wolga aufzustauen, vermischen sich die Wasser der beiden Flüsse im sich weit nach Norden erstreckenden Rybinsker Stausee.

Der Wolga-Ostsee-Kanal folgt hinter dem Weißen See zunächst dem Lauf der Scheksna und führt dann durch den Rybinsker Stausee, der wegen seiner Länge von rund 110 km und Breite von bis zu 60 km auch "Rybinsker Meer" genannt wird. Er ist der älteste Stausee an der Wolga.zurueck


Freitag, 28.06.2019: Jaroslawl

Am frühen Morgen werden wir vom Geschaukel des Schiffs geweckt. Der Himmel ist von einer dichten Wolkendecke überzogen. Auf dem Rybinsker Stausee, den wir nach Mitternacht erreicht haben, herrscht ein wenig Wellengang. Die Besiedlung ist nun wieder dichter und rund um den See hat sich einiges an Industrie niedergelassen. Inzwischen haben wir mit der Schleuse Rybinsk die 10. Schleuse unserer Tour erreicht.

Mutter-Wolga-Denkmal Mutter-Wolga-Denkmal

Hier steht auch das „Mutter-Wolga-Denkmal“. Die 24 m hohe Figur aus Beton verkörpert die Gestalt einer jungen russischen Frau. Zu ihren Füßen sitzt eine Möwe und in der linken Hand hält sie eine Rolle mit dem Plan der „Großen Wolga“.

Am südlichen Ende des Rybinsker Stausees fahren wir nun in die Wolga ein. Nachmittags erreichen wir Jaroslawl - leider im Regen.

Jaroslawl Jaroslawl

Sie gilt als die schönste Stadt des altrussischen "Goldenen Rings" und wurde 1016 vom Kiewer Fürsten Jaroslaw dem Weisen auf einem Berg an der Mündung des Kotorosl in die Wolga gegründet. Damit ist Jaroslawl (heute 700.000 Einwohner) deutlich älter als Moskau, das erst 1147 gegründet wurde.

UNESCO WeltkulturerbeUnter der Bezeichnung „Goldener Ring“ erstrahlen die Perlen der russischen Kunst und Kultur. In den 1870er Jahren hat sich Russland auf sein historisches, kulturelles und religiöses Erbe besonnen. Über zwanzig Städte präsentieren ihre Kulturschätze und zählen zum Teil zum UNESCO Weltkulturerbe.

So gehört auch die Altstadt von Jaroslawl zum UNESCO Weltkulturerbe. Neben zahlreichen Kirchen aus dem 17. Jahrhundert hat die Altstadt ihre Straßen aus dem 18. und 19. Jahrhunderts mit klassizistischen Häusern bewahrt.

Auf einer Stadtrundfahrt erhalten wir einen ersten Eindruck. Sehr schön ist die Besichtigung der Nikola-Nadein-Kirche.

Nikola-Nadein-Kirche in Jaroslawl - Frekenmalereien Nikola-Nadein-Kirche in Jaroslawl - Frekenmalereien

Die erste steinerne Kirche der Stadt ist mit tollen Freskenmalereien ausgestattet. Ganz in der Nähe steht das Haus des Gouverneurs, heute Kunstmuseum, das wir ebenfalls besichtigen.

Interessant ist ein Besuch der Markthalle. Von außen sieht das Gebäude sehr runtergekommen aus. Im Inneren präsentiert sich uns ein üppiges Angebot an Obst und Gemüse, getrocknete Früchte, Nüsse, Schokolade, aber auch Käse und Fleischwaren.

Im Hintergrund des sowjetischen Denkmals erheben sich die goldenen Kuppeln der Mariä-Entschlafens-Kathedrale. Diese wurde erst 2010 errichtet und ist Außen mit bunten Kacheln geschmückt. Im Innern können wir wieder einmal eine Ikonostase bewundern.

An der Mündung des Kotorosl in die Wolga wurde eine schöne Parkanlage angelegt. Der Bär ist das Symbol der Stadt. Hier ist er als Blumenbeet zu sehen.

Abends fährt das Schiff weiter in Richtung Uglitsch. Zunächst geht die Fahrt auf der Wolga ein Stück zurück zum Rybinsker Stausee. Dahinter beginnt der Oberlauf der Wolga, die hier noch sehr schmal ist. Rechts und links am Ufer liegen Dörfer und Wiesen.zurueck


Samstag, 29.06.2019: Uglitsch

Am frühen Morgen erreichen wir Uglitsch (leider ebenfalls im Regen) und passieren die Staumauer des Uglitscher Sees. Die Stadt ist mehr als 1000 Jahre alt und gehört ebenfalls zu den altrussischen Städten des Goldenen Rings um Moskau. Vom Schiffsanleger gehen wir zu Fuß in die kleine Stadt. Der Kreml (Festungsanlage) aus dem 15. Jahrhundert ist gut erhalten.

Christi-Verklärungs-Kathedrale in Uglitsch Christi-Verklärungs-Kathedrale in Uglitsch

Die Christi-Verklärungs-Kathedrale innerhalb des fürstlichen Palastensembles hat im Innern eine bemerkenswerte vergoldete Ikonostase. In der Befestigungsanlage befindet sich auch die Dimitri-Blut-Kirche, die dem als Kind verstorbenen Thronnachfolger Dimitri (angeblich Meuchelmord) gewidmet ist und mit einer schönen Ikonostase und Freskenmalereien ausgestattet.

Ikonostase Dimitri-Blut-Kirche in Uglitsch Ikonostase Dimitri-Blut-Kirche in Uglitsch

Ansonsten strahlt das kleine Städtchen einen morbiden Charme aus. Von den Häuserfassaden bröckelt der Putz und die Busse des öffentlichen Nahverkehrs sind arg in die Jahre gekommen und verrostet.

Die MS Tschischerin setzt seine Fahrt auf dem Uglitscher Stausee nach Moskau fort.  

Kaljasin - Kirchturm im Uglitscher Stausee  Kaljasin - Kirchturm im Uglitscher Stausee

Im Zuge der Industrialisierungspolitik unter Stalin wurde 1935 bis 1940 nahe Kaljasin ein neues Wasserkraftwerk erbaut. Hierzu wurde die Wolga in diesem Bereich gestaut, was zur Vernichtung von Teilen des historischen Kaljasiner Stadtgebietes führte. Insbesondere wurde das ehemalige Dreifaltigkeitskloster einschließlich aller Kirchengebäude geflutet und verschwand vollständig unter Wasser des Uglitscher Stausees. Das Gleiche geschah mit der 1800 erbauten Nikolaus-Kathedrale. Lediglich deren Glockenturm ist bis heute als Ruine erhalten und steht auf einer kleinen Insel im Stausee.

Nahe Dubna mündet der Moskau-Wolga-Kanal in die Wolga, der mit einer Länge von 128 km die Flüsse Moskwa und Wolga verbindet. Er wurde zwischen 1932 und 1937 als eines der ersten Großbauten der Sowjetunion von Tausenden von Gulag-Häftlingen überwiegend in Handarbeit gebaut.

Die Wolga ist mit einer Länge von 3.534 Kilometern der längste und auch wasserreichste Fluss Europas.

Auf dem Moskau-Wolga-Kanal geht die Schiffsreise nun ihrem Ziel Moskau entgegen. Sechs Schleusen müssen dabei durchfahren werden, so dass genügend Muße besteht für ein festliches Kapitäns-Dinner, zu dem der Kapitän am Abend empfängt.zurueck


Sonntag, 30.06.2019 Moskau

Ein breiter Grüngürtel umgibt Moskau. Langsam nähern wir uns der Stadt. Die Datschen, Naherholungsgebiete und Campingplätze werden von hohen Plattenbauten abgelöst.

Moskau - Uferbebauung

Gegen Mittag legt die MS Tschischerin am Nördlichen Flusshafen an. 1.762 Schiffs-Kilometer liegen hinter uns. Die einst wunderschöne Landungsbrücke wird aktuell kernsaniert und ist eingerüstet.

Mit dem Bus fahren wir ins Zentrum von Russlands Hauptstadt. Die 12 Mio. Einwohner zählende hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von 50 km und eine Ost-West-Ausdehnung 30 km. Großzügige Wohnhäuser und viele Geschäfte prägen zum Teil das Stadtbild.

 Bolschoj-Theater

Bolschoj-Theater

Nicht weit ist es bis zum weltberühmten Bolschoj-Theater und dem Hotel Metropol, schon im alten Moskau eine der berühmtesten Hoteladressen.

Ein modernes altes Bauwerk, das die Zeitenwende in Russland sehr anschaulich zeigt, ist die riesige Christ-Erlöser-Kathedrale, deren goldene Kuppel 103 m hoch ist. Die Kathedrale wurde 1995 als exakte Kopie des Vorgängerbaus errichtet, den Stalin 1931 hatte sprengen lassen, um Platz für einen 415 m hohen Palast der Sowjets zu schaffen. Über die Fundamente kam dieser Palast nie hinaus, die die Moskauer wenigstens jahrzehntelang als beliebtes (und beheiztes) Freibad nutzen konnten.

Roter Platz Roter Platz

Im Zentrum des alten Moskau nahe der Moskwa liegt der berühmte, großzügige Rote Platz zwischen Kreml, Kaufhaus GUM, Kunstmuseum, Lenin-Mausoleum und Basilius-Kathedrale. Durch das imposante, 1995 wieder aufgebaute Auferstehungstor aus rotem Backstein blickt man auf den Roten Platz. An die Menschenmassen, die hier heute unterwegs sind, müssen wir uns erst gewöhnen.

Basilius-Kathedrale Basilius-Kathedrale

Ein besonderer Blickfang sind die bunten, verspielten Zwiebeltürme der Basilius-Kathedrale. Diese wurde zwischen 1555 und 1560 zur Feier der Eroberung der Tatarenhauptstadt Kasan errichtet. Acht Kirchen, jede mit einer andersfarbigen und individuell dekorierten Kuppel, umringen eine neunte Kirche in der Mitte. Der Grundriss bildet ein russisch-orthodoxes Kreuz.

Das Lenin-Mausoleum, dass an der Kreml-Mauer auf dem Roten Platz steht, wirkt trotz glänzendem Marmor zurückhaltend schlicht. Eine weitere Grabstätte der großen Persönlichkeiten ist die von Stalin.

Kaufhaus GUM Kaufhaus GUM

Auf keinen Fall sollte man versäumen, einen Blick ins Kaufhaus GUM zu werfen. Auf 80.000 qm findet man in diesem Konsumtempel Luxus pur. Die großen Modelabels sind vertreten. Dazu Uhren, Schmuck, Edelkosmetik und vieles mehr.

Einen schönen Ausblick über die Stadt hat man von der Aussichtsplattform des 253 m hohen Sperlingsbergs. Dahinter ragt das Gebäude der Lomonossow-Universität auf.

In einem ganz anderen Licht erscheint die Stadt bei unserer Tour "Moskau bei Nacht". Hierzu zählt auch ein Besuch einiger der prunkvollen Metrostationen.

Moskauer Metrostation Moskauer Metrostation

Von der Station „Platz der Revolution“ sind es nur wenige Minuten zum Roten Platz.zurueck


Montag, 01.07.2019 Moskau

Moskauer Kreml Moskauer Kreml

UNESCO WeltkulturerbeHeute steht zunächst eine Besichtigung des Kremls auf dem Programm. Der Moskauer Kreml ist der älteste Teil der Stadt und seit 1990 UNESCO-Weltkulturerbe. Nach einigen Vorgängerbauten aus Holz entstanden Ende des 15. Jh. die bis heute gut erhaltenen Mauern und 20 Türme der äußeren Befestigung. Iwan III. lud italienische Baumeister ein, ihm prächtige Kirchen und Paläste zu bauen. Die etwa 28 ha große Festungsanlage wird von einer 2235 m langen und bis zu 19 m hohen Backsteinmauer eingefasst. Im Kreml residierten die Zaren bis zur Verlegung der Hauptstadt nach St. Petersburg Anfang des 18. Jh. Nach dem Sieg der Bolschewiki wurde 1918 der Kreml Sitz der Sowjetregierung und ist als Amtssitz des russischen Präsidenten bis heute Zentrum der politischen Macht in Russland geblieben. Im großen Kremlpalast mit einer 131 m langen klassizistischen Hauptfassade gibt der russische Präsident Putin Empfänge und erledigt seine Amtsgeschäfte.

Über die Dreifaltigkeitsbrücke betreten wir durch das Tor des Kutafja-Turms das Kremlgelände. Auf der rechten Seite steht der moderne Bau des Kongresspalasts, der 1961 für die Parteitage der KPdSU errichtet wurde und heute als Konzertsaal genutzt wird.

Kathedralenplatz im Kreml Kathedralenplatz im Kreml

Auf dem Kathedralenplatz gibt es drei wundervolle russisch-orthodoxe Kathedralen, die mit aufwändigen Ikonostasen und Wandmalereien geschmückt sind.

  • die Maria-Entschlafens-Kathedrale (1475-79) ist das älteste erhaltene Gebäude des Kremls. Hier wurden bis zu Nikolaus II. alle russischen Zaren gekrönt
  • die Erzengel-Michael-Kathedrale (1505-1508) ist Grablege aller Moskauer Großfürsten und Zaren bis zu Peter dem Großen
  • die Maria-Verkündungs-Kathedrale (1489) war die Hauskirche von Zar Iwan dem Schrecklichen

Zum Ensemble des Kathedralenplatzes gehört auch der Glockenturm Iwan der Große. Mit 81 m ist er das höchste Gebäude auf dem Kremlgelände.

Ein schöner Abschluss unserer Reise ist eine Bootsfahrt auf der Moskwa. So lassen wir die Stadt noch einmal an uns vorüber ziehen. Die Ausmaße des Kremls mit seinen vielen goldenen Türmen und der riesigen Festungsmauer wird noch einmal sehr deutlich.zurueck

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Eine wunderschöne Reise geht zu Ende. Die abwechslungsreiche Flusskreuzfahrt mit schönen Landschaftseindrücken in der unberührten Region Karelien sowie vielen kulturellen und kunstgeschichtlichen Highlights hat uns sehr gut gefallen, wenn auch die MS Tschischerin*** keinen höheren Ansprüchen gerecht wird und ziemlich in die Jahre gekommen ist.zurueck