Las Vegas

Stoppover September / Oktober 2004 

 

Samstag, 18.09.2004 Hinflug: Berlin – Frankfurt – Philadelphia – Las Vegas

Um 09:30 Uhr beginnt unsere erste Flugetappe, der Transfer von Berlin nach Frankfurt. Dort angekommen dürfen wir nach dem üblichen Security Check endlich in den US-Airways Airbus 330 einsteigen, den gerade verlängerten Chapter 11-Status (Insolvenz der Fluglinie) merkt man der Maschine nicht an. Nach knapp neunstündiger Flugzeit landen wir in Philadelphia und müssen, nachdem wir ellenlange Wege quer über den Flughafen hinter uns gebracht haben, die Immigration-Prozedur über uns ergehen lassen. Glücklicherweise wiederholen sich unsere negativen Immigration-Erfahrungen, die wir vor etwa eineinhalb Jahren bei einem Zwischenstopp in Miami gemacht, nicht und die Prozedur geht relativ stressfrei vonstatten. Nun müssen wir unser Gepäck wieder in Empfang nehmen, an der Zollabfertigung unser „declaration form“ abgeben und das Gepäck erneut aufgeben, bevor wir uns in die lange Schlange des Security-Checks einreihen dürfen. Nervig wird die letzte Flugetappe von Philadelphia nach Las Vegas. Wir sind inzwischen seit ca. 18 Stunden auf den Beinen - nach europäischer Zeit ist es schon nach Mitternacht – und wir haben noch knapp fünf Stunden Flug vor uns.

Der Flughafen von Las Vegas ist nur etwa eine Meile vom Las Vegas Boulevard („Strip“) entfernt, so dass wir schon beim Landeanflug um 20:30 h Ortszeit einen schönen Blick auf das bunte Lichtermeer haben. Bereits im Flughafen werden wir vom Las Vegas-Rummel eingeholt – Leuchtreklamen, „einarmige Banditen“ (Slot Machines) und viel zu laute Werbebotschaften machen deutlich, was uns in „The Entertainment Capital of the World“ erwartet.

Las Vegas Skyline vom Stratosphere

Bei AVIS haben wir einen Mietwagen reserviert, ein Shuttle-Bus bringt uns zur Mietwagenstation. Da unsere Daten bereits gespeichert waren, müssen wir nur noch unseren Reservierungscode und Namen angeben und als wir bei der Station ankommen, steht das Fahrzeug mit offenen Türen und laufendem Motor für uns bereit – Kunden-Service pur. Wir machen uns kurz mit dem Chevrolet Blazer (4WD) vertraut und schon geht es los.

Den 350m hohen Turm des Stratosphere-Hotels können wir schon von weitem sehen, allerdings müssen wir erst eine Runde um den Flughafen drehen, bevor wir den “Strip“ erreichen. Hier schlägt uns die komplette Absurdität in geballter Ladung entgegen. Im stop-and-go-Tempo geht es an den Hotelburgen und Entertainment-Locations vorbei, auf den Gehsteigen tummeln sich, dem Samstagabend entsprechend, die Massen. Mit dem Wunsch, nun schnell schlafen zu können, erreichen wir endlich das Stratosphere-Hotel und parken im kostenlosen Parkhaus. In der Hotel-Lobby werden wir vom Casino-Rummel überrumpelt, bevor wir endlich zur Rezeption gelangen. Um die Hotelaufzüge zu erreichen müssen wir noch einmal samt Gepäck quer durch das Casino gehen.

Las Vegas Stratosphere Hotel

Endlich können wir uns in dem nicht mehr als akzeptablen Zimmer ausstrecken und versuchen, möglichst schnell in den neuen Rhythmus zu kommen. Nochmals würden wir kein Hotel über ein deutsches Reisebüro vorbuchen, da es vor Ort bessere und vor allem günstigere Übernachtungsmöglichkeiten gegeben hätte.

Sonntag, 19.09.2004 Las Vegas

Erwartungsgemäß treten die anfänglichen Zeitumstellungsschwierigkeiten (9 h voraus) ein, so dass wir relativ früh wach sind und ziemlichen Hunger haben. Das Brunch-Buffet im Hotel Bellagio wird vom Reiseführer besonders empfohlen. Da das Stratosphere-Hotel ganz am Ende des „Strips“ liegt, fahren wir mit dem Auto und nutzen das kostenlose Parkhaus. Selbstverständlich müssen wir auch im Bellagio erst durch das Casino laufen, bevor wir zum Restaurant kommen, wo wir noch 10 Minuten warten müssen, denn dieses öffnet erst ab 8:00 Uhr. An der Kasse schockiert uns zwar der vom Reiseführer abweichende hohe Preis von $ 23, doch am heutigen Sonntag ist Brunch angesagt und das Angebot ist überwältigend. Scrambled eggs bzw. Omeletts werden, unseren Zutatenwünschen entsprechend, vor unseren Augen frisch zubereitet. Vom reichhaltigen Angebot an Fleisch- und Fischgerichten nehmen wir angesichts der frühen Tageszeit Abstand und bleiben eher bei den aus Deutschland gewohnten Frühstücksklassikern, die wir mit frischem Obst und Desserts abrunden.

So gerüstet für den heutigen Tag fahren wir zunächst zurück zum Stratosphere. Die Fahrt auf die obere Plattform des zur Hotelanlage gehörenden und damit namengebenden Turmes ist morgens (Mo – Fr 9:00 – 10:00 Uhr) kostenlos - für Hotelgäste auch samstags und sonntags. Den Ausblick auf den „Strip“ sollte machen sich nicht entgehen lassen, zumal man prima den startenden und landenden Fliegern des nur vier Meilen entfernten Flughafens zusehen kann. Ebenso hat man einen schönen Ausblick auf Downtown (ehemaliges Zentrum) und die im Westen von Las Vegas gelegenen bis zu 3.600 m hohen Gebirgszüge (hier wird im Winter sogar Ski gefahren), u.a. die Red Rocks. Ansonsten ist Las Vegas von einer vegetationarmen, flachen Wüstenlandschaft umgeben. Für Wagemutige gibt es auf dem Turm einen „High Roller“ – eine Achterbahn und den sogenannten “Big Shot thrill ride”, der 16 Fahrgäste mit einer Geschwindigkeit von über 70 km/h von der 330 m hohen Spitze auf eine Höhe von 280 m abstürzen lässt.

Paris in Las Vegas

Beim heutigen Anblick hält man es kaum für möglich, dass Las Vegas zu Beginn der 30iger Jahre nur ein kleines Mormonenstädtchen war. Als es 1931 in Nevada zur Aufhebung des Glücksspielverbotes kam, der Bau des Hoover Dams begann und damit verbunden Scharen von Arbeitskräften kamen, wuchsen die Kasinos besonders schnell aus dem Wüstensand. Der mit Fertigstellung des Hoover Dams preiswerte elektrische Strom und auch die Bahnstation an der Strecke Los Angeles – Salt Lake City unterstützten die schnelle Expansion, weit über 30 Mio. Besucher pro Jahr zieht es heute in die Glücksspielmetropole. Dem hingegen ist die Einwohnerzahl (250.000 – Großraum 1.000.000) relativ gering.

Auf dem „Strip“ konzentriert sich das Entertainment-Angebot auf ca. 4 km Länge. Schnell stellen wir fest, dass sich die riesigen Spielsäle in den Hotels nur durch ihre Architektur und das Show-Angebot voneinander unterscheiden. Slot Machines reihen sich aneinander und zu jeder Tages- und Nachtzeit findet man Spieler, die diese füttern. Die Spieltische sind tagsüber weniger gut besetzt, leben dafür jedoch abends auf. Auffällig ist, dass sich hier vermehrt „typische“ Amerikaner mit all ihrer Fettleibigkeit tummeln.

Eine Besichtigung von Las Vegas ist entsprechend nicht viel mehr als das Abklappern der verschiedenen Hotels. Das Treasure Island bietet nachts vor dem Casino eine „Seeschlacht“, bei Tag kann man die aufwändige Kulisse bewundern.

Venedig in Las Vegas

Unser nächstes Ziel ist das Venetian, dem Namen nach eine verkleinerte Nachbildung einiger bekannter Venedig-Highlights, wie beispielsweise Rialto-Brücke, Markusplatz und Canale Grande, auf dem stilecht einige Pseudo-Gondoliere gemietet werden können, die dann ihre Liedchen trällern. 

Venedig in Las Vegas

Als wir das Venetian verlassen, fällt unser Blick auf das Mirage. Die tagsüber als Wasserfall errichtete Kulisse wird abends zum (leider nicht spektakulären) Vulkan. Zu jedem Hotel gehören zahlreiche Shops mit vornehmlich Luxus-Marken. 

Dem „Forum“, einer Shopping Mall im Caesars Palace, widmen wir etwas mehr Aufmerksamkeit. Zwischen den Luxus-Boutiquen sind verkleinerte Nachbildungen bekannter Skulpturen ausgestellt. Von Michelangelos David sind wir jedoch enttäuscht, denn er ist durch seine Größe und Platzierung unterrepräsentiert.

Spektakulär ist die Kulisse des New York New York nebst Roller Coaster (Achterbahn), die die bekannte Skyline umschließt. Nicht zu vergessen eine verkleinerte Kopie der Freiheitsstatue sowie der Brooklyn Bridge. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite thront der goldene MGM-Löwe. Im Casino gibt es echte Löwen zu bestaunen, allerdings wirken diese eher, als hätte man ihnen ein Beruhigungsmittel verabreicht. 

New York New York

Zum Abschluss gehen wir zum Luxor, das insbesondere von Außen interessant ist. Ein Obelisk, eine gläserne Pyramide und eine Sphinx versinnbildlichen die ägyptische Kultur. Das Innere ist wenig bemerkenswert. Beton überwiegt und die am Pyramidenrand gelegenen Hotelzimmer scheinen wenig einladend.

Luxor

Mittlerweile sind einige Stunden vergangen und wir sind merklich erschöpft. Zusätzlich ist der ständige Lärmpegel mehr als nervend. Dennoch müssen wir erst ca. 2,5 Meilen zurück laufen, denn wir haben im Treasure Island-Parkhaus geparkt.

Zurück im Hotel probieren wir den Outdoor-Pool aus, der in der 8. Etage gelegen ist. Leider ist es derartig windig, dass es keinen wirklichen Spaß macht. Also relaxen wir noch etwas auf dem Zimmer, bevor wir uns noch einmal zum „Strip“ aufraffen. Trotz umfangreichem Brunch-Frühstück sind wir inzwischen wieder hungrig. Im Hard Rock Café, das von Außen netter ist, als von Innen, gibt es das erste typisch amerikanische Essen – erwartungsgemäß allenfalls mittelmäßig.

Inzwischen ist es kurz vor 20:00 h – it’s showtime on the „Strip“. Vor dem Bellagio warten wir 20 vergebliche Minuten auf die Wassermusik-Show – es ist zu windig. 

Hardrock Cafe

Auch der Vulkan am Mirrage haut uns nicht um. Zu weiteren Aktivitäten reicht weder unser Interesse noch unsere Energie – wobei erstgenanntes sicherlich unmittelbar mit zweitem zusammenhängt. 

Wir bestaunen noch ein wenig die nächtlichen Beleuchtungen, bevor wir mit dem Auto noch einen kurzen Abstecher nach Downtown machen. Das ehemalige Zentrum hat sehr aufwändige Leuchtreklamen, weckt ansonsten jedoch nicht unser Interesse. Ein letztes Mal müssen wir noch durch das lärmende Casino, bevor wir endlich unser (halbwegs ruhiges) Hotelzimmer erreichen.

Nach einem frühen (7:30 h) Starbucks-Frühstück geht es nun endlich in die Natur um den Grand Circle, die Nationalparks in Utah, Arizona, Colorado und New Mexico zu erkunden.

Am 8.10.2004 kommen wir von einer tollen Rundreise wieder zurück und suchen uns in Boulder City am Hoover Dam eine Unterkunft.

Bei der Anfahrt kündigen die Silhouetten der Black Mountains an, das wir uns unserem Ziel nähern. Kurz vor Boulder City erreichen wir den Hoover Dam, den mit 224 m hoher Staumauer größten Staudamm Amerikas. Der Beton der Staumauer würde reichen, um eine zweispurige Straße von New York nach San Francisco zu bauen. Der 1936 fertig gestellte Staudamm gilt als technische Meisterleistung.

Hoover Dam

Leider geraten wir mitten in den Wochenendreiseverkehr. Derzeit wird eine neue Brücke gebaut, um ab 2007 den Verkehr, der über den Hoover Dam führt, umzuleiten. Teile der neuen Highway-Führung sind schon zu erkennen. Aufgrund der Bauarbeiten ist es leider nicht möglich, anzuhalten und einen Blick auf den Hoover Dam zu werden, selbst der Parkplatz des Visitor Centers ist gesperrt.

Boulder City ist die einzige Stadt in Nevada mit Glücksspielverbot. Ein Grund mehr für uns, hier unsere letzte Nacht, abseits des Las Vegas-Rummels, zu verbringen. Nachdem wir in der Lake Mead Marina-Lodge kein Glück haben, finden wir im Best Western in Boulder City schnell ein Quartier, diesmal sogar mit Whirlpool auf dem Zimmer und (eingeschränktem) Blick auf den 185 km langen Lake Mead-Stausee. Das Hotel ist noch so neu, dass das Restaurant noch gar nicht fertig gestellt ist. Um unseren letzten Abend gebührend ausklingen zu lassen, fahren wir nach Boulder City hinein.

Die Stadt wirkt auf den ersten Blick wie ausgestorben und leblos bzw. künstlich. Zufällig entdecken wir ein kleines Weinbistro – für den letzten Abend genau das Richtige. In Nevada ist es nun wieder so warm, dass wir sogar abends (bei knapp unter 30°C) draußen sitzen können. Die Speisekarte ist genau nach unserem Geschmack, es gibt auf Weinsorten abgestimmte Käseplatten (wie haben wir die aromatischen französischen Käsesorten ja so vermisst) und ein umfangreiches Weinangebot, dass gegen nur 5 $ Korkgeld/Flasche aus dem dazugehörigen Weinladen zu Ladenpreisen konsumiert werden kann. Wir entscheiden uns dem Abschied angemessen für einen Chateau Beaucastel 2000. Ein gelungener Urlaubsausklang und ein bisschen Vorfreude auf herbstliche Rotweinabende zu Hause.

Letzte Aktualisierung: Oktober 2004 - © Anke Schlingemann und Detlef Hälker